Gaia oder Ge (griechisch Γαῖα oder Γῆ, dorisch Γᾶ), deutsch auch Gäa, ist in der griechischen Mythologie die personifizierte Erde und eine der ersten Götter. Ihr Name ist indogermanischen Ursprungs und bedeutet möglicherweise die Gebärerin. Ihre Entsprechung in der römischen Mythologie ist Tellus.
Die Göttin Gaia gilt zusammen mit Maria als besonders deutliche Ausprägung des sogenannten Mutterarchetyps im Sinne der Analytischen Psychologie Carl Gustav Jungs.
Bis zur Moderne haben bildende Künstler sich mit Gaia beschäftigt und versucht, ihre eine Form zu geben.
Bedeutung
Gaias Bedeutung in der Mythologie wie im Kult liegt hauptsächlich in der Vorstellung der Griechen über die Erde begründet. Aus dieser Vorstellung leitet sich sowohl Gaias Hauptbedeutung als Muttergottheit ab, die alles Lebende hervorbringt und ernährt, als auch die einer Todesgottheit, die den Menschen nach dessen Tod in ihren Schoß aufnimmt. Sie wurde aber auch als Rachegottheit und Orakelgottheit aufgefasst.
Als segenspendende Mutter wird Gaia bereits in einer der Homerischen Hymnen besungen und auch entsprechend kultisch verehrt. In den Mythen und ihren Darstellungen ist dieser Aspekt der bedeutendste. Gaia ist seit Hesiod die Urgöttin in der Theogonischen Dichtung. Von ihr stammen die Beherrscher der Welt ab, die Titanen und aus denen die Olympischen Götter, sowie deren Herausforderer die Giganten und Typhon. Dazu ist sie die Mutter des personifizierten Himmels Uranos und des MeeresPontos und damit die Ahnin eines großen Teils der griechischen Götterwelt. Ihre bereits im Alten Orient angelegte Funktion als Muttergöttin behält sie im Grunde die ganze Antike über bei, wenn auch Abwandlungen stattfanden. So werden ihr und ihrer Göttergeneration in den Theogonien der Orphiker frühere Wesen vorgeschaltet oder seit dem Derveni-Papyrus Nyx stärker betont. Die Darstellung der Gaia ist bei Hesiod ausgeprägt anthropomorph, spätere Dichter stellen sie, besonders bei der Verbindung von ihr mit Uranos, als Naturallegorie dar.
Als Todesgöttin ist sie nur in Attika nachweisbar. In Aischylos Die Perser bittet der Chor die Königin darum, Spenden in die Erde zu gießen während König Xerxes die chthonischen Götter Gaia, Hermes und Hades darum anfleht, den Schatten seines Vaters Dareios wieder hinaufzusenden. Im Kult und in Darstellungen zeigt sich diese Bedeutung etwa in Fruchtopfern nach Begräbnissen, in Reliefs auf Sarkophagen oder Idolen in attischen Gräbern.
Als rächende Gottheit erscheint sie, wenn Eide auf ihren Namen abgelegt werden, da diese nur auf Götter abgelegt wurden, von denen bei Eidbruch Rache zu erwarten war. In der griechischen Religion werden die Schatten der Verstorbenen unter der Erde gerichtet, weshalb Eide besonders auf Gottheiten mit Bezug zur Erde geleistet wurden. In Aischylos Choephoren werden Hermes, alle chthonischen Götter und schließlich Gaia von Elektra darum angefleht, Rache an Aigisthos für den Tod ihres Vaters zu üben. Nach Pausanias befand sich eine Gaia-Statue am Areopag, an der ihr die Freigesprochenen ein Opfer darbrachten.
Als wahrsagende Gottheit erscheint Gaia bereits in Hesiods Theogonie, als sie dem Kronos sein Schicksal voraussagt. Sie galt als frühere Inhaberin der meisten chthonischen Orakel, da davon ausgegangen wurde, dass aus der Erde aufsteigende Dämpfe die Priesterinnen erst zu ihren Orakelsprüchen befähigt haben.
Quelle: www.phoenix-live.chapso.de
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